Doppelkonzert beim MV Schweighausen

Ein Konzert voller Anspruch

Ein bemerkenswertes Repertoire präsentierten die Musikvereine Schweighausen und Steinach.

SCHUTTERTAL-SCHWEIGHAUSEN. Sinfonik Moments, so hat der Musikverein Schweighausen sein Jahreskonzert im Advent betitelt. Geschichten wollte der Dirigent Simon Schmider erzählen. Doch im Konzert war mehr inbegriffen, als das Programm versprach. Das lag zu einem guten Teil auch am Musikverein Harmonie Steinach. Der überraschte mit Big Band Sound und ungeahnten Soloeinlagen an Vibrafon und im Gesang.

Dirigent Clemens Meier hatte die 18-Jährige Alisa Benz ans Vibrafon geholt und damit das Orchester in das anspruchsvolle Stück „Tribute to Lionel Hampton“ von Andre Waignein hineingezogen. Mit sicherem Gefühl für den Stil des Jazz-Bandleaders und Ausnahmevibrafonisten Hampton, der Zeitgenosse von Luis Armstrong war, ließ Alisa die Schlegel über das Vibrafon gleiten. Publikum und Orchester gerieten zunächst in einen Slow Fox und dann in einen Jive voller Breaks mit klar gesetzten Akzenten.

Die 16-jährige Mara Schwendemann sang anschließend den von Roger Cicero ins Deutsche übertragenen Swingklassiker „Fly me to the moon“. Ihr noch junger, voll ausgebildeter Jazz-Sopran setzte sich erfolgreich über den abgeklärten Charme hinweg, mit dem Frank Sinatra und nach ihm Viele sich durch die Melodie swingen. Das Publikum war erst überrascht und dann begeistert.

Auch mit der Titelmusik aus dem Animationsfilm „The Incredibles“ legten die Steinacher eine Hausnummer hin. Eine komplexe Rhythmik übertrug sich da von der Perkussion in die Bläsersätze. Doch der MV Schweighausen anschließend hielt da durchaus mit. Und zwar mit zwei Besonderheiten. Dirigent Simon Schmider hatte ein Stück selbst komponiert: „Verdun“ setzte die Geschichte der verheerenden Schlacht des Ersten Weltkriegs musikalisch in Szene. Ein teils salvenartiges Schlagzeug wurde immer wieder vom Blasorchester durch die von Schmider geschickt einkomponierten Volks- und Marschlieder unterbrochen, die in Frankreich und in Deutschland zum allgemeinen Kulturgut gehören. Besonders besinnlich waren dabei die eingespielten Versionen von „Stille Nacht“ und „Petit Papa Noël“. Anschließend erklärte der Dirgent: „Ich wollte, dass dieses alte Liedgut nicht in Vergessenheit gerät – ebensowenig wie die Geschichte.“ Er rief das Publikum dazu auf, darüber nachzudenken, was ein Weihnachtslied, gesungen in Kriegszeiten, auch heute noch bedeuten könne. Ein rhythmisches Feuerwerk bot dann das „West Coast Concerto“ von Kees Vlak. Milena Geiger spielte als Solistin an dem eigens für dieses Stück ausgeliehenen Konzertflügel. Solistin und Orchester bereisten Amerika vom brasilianischen Samba bis zum New Orleans Blues. Milena Geiger hatte dabei Gelegenheit, ihr Gespür für facettenreiche Melodieläufe zu zeigen, denn mitunter wurden die Reisestationen von Intros eingeleitet, die nahe am Stil eines George Gershwin lagen. Kein Wunder, dass das Publikum zwei Zugaben einforderte – und das letzte Stück war wieder klassisch: der Radetzky-Marsch.